Ein Italiener ohne sein Olivenöl ist wie eine Zigarette zu rauchen ohne sie vorher anzuzünden. Wir lieben dieses Öl und schütten es über alles und jeden. Mehr ist mehr und noch mehr ist noch mehr.
Überall hört man Öl sei so gesund. Aber woher haben wir das? Der Mythos fing mit der mediterranen Ernährung an. Mediterranes Essen ist natürlich gesünder als Currywurst und Pommes. Das ist auch keine Kunst. Nicht zu vergessen, mediterranes Essen enthält einen großen Anteil an Obst, Gemüse und Stärke. Wir assoziieren es jedoch mit Antipasti schwimmend in Olivenöl. Es hört sich doch fantastisch an Öl über das Essen zu kippen und sich etwas Gutes zu tun.
Öl ist das kalorienreichste Nahrungsmittel der Welt
Öle jeglicher Art sind hoch konzentriert und somit auch hochkalorisch. In der Natur finden wir ein Öl nicht so vor zu was wir es verarbeiten. Nehmen wir hier als Veranschaulichung das Olivenöl. Ein paar Oliven sind in der Tat gesund und fügen deinem Körper keinen Schaden zu, aber um 1 L Olivenöl herzustellen braucht man 5–10 kg Oliven! Das ist eine Menge Oliven. Somit besteht 1 EL (14 g) Olivenöl aus ca. 150 g Oliven. Wenn wir davon ausgehen, dass du 2 EL Olivenöl in deinen Salat packst, bezweifle ich, dass du jeden Tag 300 g Oliven essen würdest. Mal abgesehen davon essen viele weit mehr als einen EL Öl am Tag. Du kannst dir also ausmalen wie viel Kalorien so ein Löffel hier und da über dem Essen hat.
Leider macht Öl nicht richtig satt und somit nimmst du unnötig „leere“ Kalorien zu dir. Du kannst Öl mit Zucker vergleichen. In Zucker sind leider so gut wie keine Nährstoffe mehr enthalten. Bei der Verarbeitung von Zucker werden die Nährstoffe getrennt und nur der Einfachzucker bleibt übrig. Das Gleiche passiert bei der Herstellung von Öl ebenfalls.
Weiterhin ist Öl das kaloriendichteste Lebensmittel auf dieser Erde. Keine Nuss oder Avocado kann da mithalten. Der einzige Nutzen von Öl ist, das Essen leckerer zu machen. Mehr nicht.
Vollkornbrot und Vollkornnudeln sind ebenfalls verarbeitet und kommen so in der Natur nicht vor. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass sie noch alle Mikro- und Makronährstoffe enthalten. Diese Lebensmittel sind im Vergleich zu pflanzlichem Öl biochemisch zwar gesund, aber weniger gut sättigend wie unverarbeitete Lebensmittel.
Der Grund dafür ist eine höhere Kaloriendichte. Wir essen so viel bis die zuständigen Rezeptoren im Magen unserem Gehirn rüberfunken „ich bin satt“. Desto mehr Volumen, desto schneller ist man satt, bzw. besser satt. Öl hat keine Ballaststoffe, wenig Volumen und macht somit auch kaum satt und schnell wieder Hunger. Es ist ein reiner Geschmacksträger.
Ein paar grobe Fakten zu den Fettsäuren
Gesättigte Fettsäuren:
Das sind die sogenannten schlechten Fette und kommen überwiegend im tierischen Fett vor (Milch, Joghurt, Fleisch, Butter usw.). Diese sollten vermieden werden, da sie zu einem hohen Cholesterin, Herzerkrankungen und Verkalkung der Arterien führen könne. Allein Olivenöl enthält schon 14 Prozent davon. Zum Vergleich: Margarine enthält ebenfalls so viel.
Essenzielle Fettsäuren:
Diese kann der menschliche Körper nicht selbst synthetisieren und muss durch Nahrung aufgenommen werden. Die wichtigste davon ist Linolsäure. Davon brauchen wir weniger als 2 Prozent unserer Kalorien. Es ist praktisch unmöglich einen Mangel zu erleiden, da alle pflanzlichen Lebensmittel davon einen Teil enthalten (McDougall, 1994, S. 44).
Beugen pflanzliche Öle Herzerkrankungen vor?
Ich höre immer wieder, besonders wie ältere Menschen davon reden, dass Olivenöl angeblich sogar vor Herzerkrankungen schützt. Hunderte von Studien behaupten jedoch das Gegenteil. Hier ein paar Beispiele:
- Nach mehreren Jahren einer Studie fand man heraus, dass alle 3 Typen von Fettsäuren wie gesättigtes (tierisches Fett), einfach ungesättigtes (Olivenöl) und mehrfach ungesättigtes (Omega 3 und Omega 6) dafür gesorgt haben, dass ein signifikanter Anstieg in den Verletzungen der Arterien gefunden wurde. Der einzige Weg, um das Wachstum dieser Läsionen zu stoppen war den gesamten Fettkonsum zu stoppen.
- Olivenöl lässt die Blutgerinnung steigen, indem es den Gerinnungsfaktor VII im Körper steigen lässt. Olivenöl tut das genauso stark wie tierisches Fett. Dieser Faktor ist einer der stärksten Indikatoren einen Herzinfarkt zu erleiden (McDougall, 2012, S. 136).
Es spielt somit keine Rolle, ob du tierisches oder einfach ungesättigtes Pflanzenfett, wie z. B. Olivenöl konsumierst. Der Körper macht zwischen den einfach gesättigten Fetten keinen Unterschied und diese haben für dein Herz und Körper die gleichen negativen Folgen. Sogar Kinder weisen schon Fettablagerungen in den Arterien auf.
Wie viel Fett braucht man am Tag?
Jedes pflanzliche Lebensmittel enthält von Natur aus Fett, selbst wenn es gering ist. Das eine mehr das eine weniger. Haferflocken enthalten z. B. 7 g Fett auf 100 g. Laut McDougall oder anderer pflanzenbasierten Ärzten ist es unbedenklich keine Nüsse, Avocados und Samen zu essen. Falls du welches isst, dann sollte es unverarbeitet sein. Personen, die nur schwer abnehmen ist es ratsam komplett auf Nüsse, Samen und Avocados zu verzichten. Akne wird auch von zu viel Fett in der Nahrung gefüttert. Personen, die zu Akne neigen, ist es ratsam ebenfalls komplett auf Öle, Nüsse, Samen und Avocados zu verzichten. Wenn du Probleme mit Akne hast, kann ich dir das Buch „The Clear Skin Diet: The Six-Week Programm for Beautiful Skin: Foreword by John McDougall MD“* empfehlen.
Wie so vieles ist es in unserer Kultur verankert viel Öl zu essen. Aber nur weil es in unserer Kultur so verankert ist, heißt es noch lange nicht, dass es gut für uns ist. Fett ist und bleibt nur ein Geschmacksträger und verleitet uns dazu mehr zu essen als wir es eigentlich tun würden.
Es braucht ein paar Wochen, bis man sich an den Geschmack ölfreier Speisen gewöhnt hat. Man fühlt sich nach jedem Essen leicht und verfällt in kein Mittagstief. Weiterhin wird die Verdauung besser und schneller.
Wusstest du, dass weniger als 4 Prozent der Fett-Kalorien pro Tag für Zellerneuerung, Hormone und andere Körperfunktionen benötigt werden (McDougall, 1994, S. 42)?
Mehr dazu findest du im Artikel: „Warum High Carb und nicht Low-Carb“.
Quellen
McDougall, John, (1994), The McDougall Programm for Maximum Weight Loss, Plume: New York
McDougall, John, (2012), The Starch Solution, Rodale: New York
McDougall, John (2007), When Friends Ask: Why Do You Avoid Adding Vegetable Oils?
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Glaube da ist ein „un“ zuviel 😉 Ansonsten guter Artikel! 🙂
„Eine gesunde pflanzliche Ernährung darf natürlich aus ein paar unverarbeiteten Lebensmittel wie Nudel und Co. bestehen, sollten aber nicht Hauptbestandteil sein.“
Haha, danke 😀
Ich bin schon betriebsblind. Habe ich soeben geändert. Danke für den Hinweis 🙂
Brot und Nudeln sind gesund? In der gluten- und möglichst zusatzfreien Variante schon. Auch für gluten-Nichtallergiker absolut kein empfehlenswertes Nahrungsmittel. Und dass Mehlprodukte gesund sind, ist genau die gleiche Mär wie die vom wertvollen Öl, dem Fleisch, den Eiern, der Milch… etc. pp.
Hallo Catrin,
du hast deine Frage in deinem zweiten Satz schon selbst beantwortet. Bis auf das Glutenmärchen. Nur 1 % der Menschen hat Zöliakie. Mehr dazu hier: https://www.drmcdougall.com/misc/2013nl/mar/gluten.htm