Hast du dich auch schon mal gefragt, wieso Frauen so viel Wert auf ihr Körpergewicht legen? Ich wette du hast eine ganz bestimmte Zahl im Kopf, wenn es um dein Wohlfühlgewicht geht.
„Health at Every Size“ und viele andere Bewegungen in diese Richtung sind wundervoll, aber entsprechend nicht ganz der Wahrheit. Diese Bewegungen haben eine sehr gute Intention, aber ändern nichts an der Tatsache, dass für Frauen ihr Körpergewicht ein wichtiger Indikator für persönliches Wohlbefinden ist. Ich kenne sogar Frauen, die sich täglich wiegen. Der Psychologe Dr. Lisle nennt sie die Weigh-Monkeys.
Warum ist das so? Das Körpergewicht einer Frau ist ein wichtiger Indikator für ihren Partnerwert. Es klingt hart, das ist es auch, aber es ist nicht mein Konzept, sondern das über viele Millionen von Jahren entstandene Konzept der Natur. Das ganze Spektakel findet natürlich unterbewusst statt. Männer achten zwar auch auf ihr Gewicht, aber durchschnittlich deutlich weniger, weil es für Frauen nicht den gleichen Stellenwert hat.
Schönheit wird stark über das Körpergewicht und die Körperform definiert. Das ist universell auf der Welt der Fall. Unsere Vorfahren dachten bei einer schwereren Frau, dass sie schwanger sei. Eine schwangere Frau stand dem Partnermarkt nicht mehr zur Verfügung. Männer schauten Ausschau nach schlanken Frauen, weil das für sie ein Single-Dasein signalisierte.
Waist to Hip Ratio – Indikator für Attraktivität und Krankheit
Nach Buss (2019, S. 139–141) weisen gesunde fortpflanzungsfähige Frauen eine WHR (waist-to-hip ratio – Verhältnis Taille zur Hüfte) zwischen 0.67 und 0.80 auf. Bei Männern ist die Fettverteilung etwas anders und liegt für gesunde Männer zwischen 0.85 und 0.95.
Frauen mit einer höheren WHR haben mehr Schwierigkeiten schwanger zu werden, und diejenigen, die schwanger werden, werden später schwanger als Frauen mit einer niedrigen WHR. Der WHR ist auch ein Indikator langfristiger Gesundheit. Krankheiten wie Diabetes, Hypertonie, Herzinfarkt, Schlaganfall und Funktionsstörungen der Gallenblase stehen in Verbindung mit der Verteilung von Körperfett und nicht dem totalen Körperfett per se.
Unabhängig vom Körperfett finden Männer Frauen mit einer niedrigeren WHR am attraktivsten. Frauen mit einer WHR von 0.70 werden als attraktiver angesehen als Frauen mit einer WHR von 0.80, die wiederum attraktiver als Frauen mit einer WHR von 0.90. Eine niedrigere WHR signalisiert somit Gesundheit und Attraktivität.
Obwohl Modells und Schönheitsköniginnen im Laufe der Jahrzehnte etwas schlanker wurden, blieb ihre WHR mit 0.70 ungefähr gleich.
Beispiel:
Bei einer Taillenweite von 75 cm und Hüftweite von 95 cm, macht das 0.79. Somit liegt man noch im gesunden Bereich. Das altbekannte 90-60-90 liegt bei einer WHR von 0.67. Du siehst also, dass da noch viel Spielraum bis zur 0.80 liegt. Niemand braucht dieses Verhältnis, um gesund zu sein und als attraktiv empfunden zu werden, wenngleich ein niedriger Wert als besonders attraktiv eingestuft wird. Die Fettverteilung ist auch genetisch bedingt, aber mit einer gesunden Ernährung ist ein Verhältnis einer WHR bis zu 0.80 möglich.
Genetische Unterschiede beim Körpergewicht
Laut Plomin (2019, Pos. 1947–1948) gibt es drei Genotypen, die Einfluss auf das Körpergewicht haben. AA, AT und TT nennen sie sich. Erwachsene mit dem AT Genotypen wiegen drei Pfund mehr im Schnitt als TT Genotypen, und Menschen mit dem AA Genotypen wiegen im Schnitt sechs Pfund mehr als TT Genotypen.
Genotyp | Mehr an Gewicht verglichen zu TT | Prozentualer Anteil der Menschen |
AA | 6 Pfund | 15 |
AT | 3 Pfund | 50 |
TT | – | 35 |
Bei gleichen Bedingungen wiegen diese drei Menschen unterschiedlich. Der AA Genotyp hat es besonders schwer abzunehmen, weil er sehr einfach Fett speichert. Laut Plomin (2019, Pos. 2001) brauchte man das A-Allel (Allel: Funktionsform eines Gens) früher, um für schlechte Tage – davon gab es viele – Fettreserven zu speichern. Das A-Allel verringert das Ausmaß, in dem wir uns nach dem Essen voll fühlen und gesättigt.
Das Problem ist jedoch heute, dass wir mit einem Steinzeit-Körper in einer modernen Welt leben, in der es an jeder Ecke reichlich hoch verarbeitetes Essen gibt. Wenn man somit die klassische Ernährung isst, wie die Meisten in deinem Umfeld, kann das durchschnittliche Gewicht nicht mal eben 6 Pfund mehr sein, sondern beim Genotyp AA 60 Pfund mehr als beim TT Genotypen. Das liegt daran, weil unsere Nahrung kaloriendichter geworden ist als für den Menschen vorgesehen. Dazu gehören alle verarbeiteten Lebensmittel, wie z. B. Öl, Zucker und Mehlprodukte.
Zum Verständnis: niemand ist genetisch dazu bestimmt übergewichtig zu sein. Das Problem ist die Kaloriendichte des Essens. Es kommt somit darauf an was wir essen und nicht wie viel. Aber nicht jeder erreicht ein Modellgewicht mit einer gesunden Ernährung. Jedoch schafft man ein Gewicht, was innerhalb des gesunden BMI liegt.
Es ist es eine Schande, wenn Menschen mit einer schlanken Genetik auf Übergewichtige mit dem Finger zeigen. Es ist so als würde ich jemanden diskriminieren, der kleiner ist als der Durchschnitt.
Aber wenn manche übergewichtig sind und niemand dazu bestimmt ist, es zu sein, warum sind sie es dann? Wie schon erwähnt liegt es daran was wir essen. Unsere Nahrung war noch nie so reichhaltig und ungesund wie heute. Würden alle das essen, was unsere Vorfahren gegessen haben, gäbe es das Problem nicht.
Unrealistisches Ziel bezüglich des Körpergewichts
Viele Frauen setzen ihr Abnehmziel bzw. das gewünschte Körpergewicht unrealistisch hoch. Das demotiviert und deswegen wird alles wieder über Board geworfen. Der Grund hierfür ist eine Ego-Falle. Wie du aus der Falle herauskommst, erkläre ich dir beim nächsten Mal.
Das klingt alles hart, oder? Ich finde auch, aber es ist nicht meine Meinung darüber. Ich wünschte, es wäre anders. Meine Meinung hierzu ist den Blickwinkel in dieser recht ernüchternden Tatsache ein wenig zu verschieben. Es muss niemand Modelmaße haben von 90-60-90.
Mediziner empfehlen die WHR unter 0.80 zu halten, um das Risiko der o. g. Krankheiten zu minimieren. Das sollte der Hauptmotivator für dich sein. Solltest du dich täglich wiegen, dann verschiebe es auf einmal monatlich an drei Tagen hintereinander und nimm davon den Schnitt. Das ist zum einen viel aussagekräftiger als sich täglich zu wiegen, weiterhin demotiviert es sich täglich zu wiegen. Niemand nimmt über Nacht ab. Das ist ein langsamer Prozess.
Ein alternativer Ansatz
„Healh at Every Size“ ist ein guter Ansatz dahingehend, dass unser menschlicher Wert nicht von einer Zahl bestimmt werden sollte oder unserem Aussehen. Aber dieser Ansatz vergisst dabei das gesundheitliche Risiko und die menschliche Natur. Eine Bewegung wird diesen Prozess, der sich über Millionen von Jahren entwickelt hat, nicht aufhalten. Dieser hat dazu beigetragen, dass wir uns fortpflanzen und heute hier sein können. Ich würde es eher „Worth at Every Size“ nennen.
Selbstverständlich kann auch eine sehr schlanke Person krank werden, aber hier geht es um Krankheiten, die durch einen Überschuss an Fett begünstigt werden.
Das andere Extrem ist Bodyshaming, was eine Schande ist. Vielmehr sollte ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass schon leichtes Übergewicht die Wahrscheinlichkeit für diverse Krankheiten erhöht.
Ich habe länger überlegt, ob ich zu diesem Thema etwas schreibe, weil es sehr sensibel ist. Es ist bei Betroffenen mit viel Schamgefühl verbunden. Das möchte ich nehmen, weil Übergewicht nichts mit Intelligenz oder Disziplin zu tun hat. Es zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Ich weiß aus erster Hand, wie es ist, wenn alle „Dünnen“ um einen herum noch nie eine Diät gemacht haben, aber ihre Sprüche klopfen, ohne die leiseste Ahnung zu haben.
Früher konkurrierten wir mit der Dorfprinzessin oder dem Lokalmatador, heute konkurrieren wir in den sozialen Medien tagtäglich mit tausenden von Dorfprinzessinnen. Wir fühlen uns minderwertiger dadurch und verlieren den Blick für uns selbst und vor allem, was unser biologisches Idealgewicht ist.
Auch wenn in uns der Wunsch tief verankert ist schlank zu sein, um für den Partnermarkt attraktiver zu sein, können wir mit diesem Wissen unseren Fokus mehr auf die Gesundheit richten. Heute wissen wir dank neuster Forschung, dass Genetik ein Hauptfaktor für unser Gewicht ist, welches nur mit der richtigen Ernährung korrigiert werden kann und nicht mit Willenskraft oder Disziplin.
Mit einer für den Menschen geeigneten Ernährung, ohne Kalorien zählen, sondern so viel essen wie man möchte, schafft man es auf ein gesundes Gewicht. Viele sind so frustriert und wissen nicht, was sie essen können.
Wenn du wissen möchtest, welche Ernährungsweise dir langfristig für ein gesundes Körpergewicht verhilft, dann hilft dir mein Abnehm-Guide auf die Sprünge. Hier erfährst du das Prinzip der Kaloriendichte und was du essen kannst, um abzunehmen ohne Kalorien zu zählen oder zu hungern. Trag dich für meinen Newsletter ein und der Abnehm-Guide kommt in dein Postfach geflattert.
Bei Fragen kannst du mir gerne eine E-Mail an info@justinafroese.com schicken.
Quellen:
Buss, (2019), Evolutionary Psychology – The Science of the Mind
Plomin, (2018), Blueprint: How DNA Makes Us Who We Are