Es klingt primitiv, aber unser tiefster Instinkt ist den ganzen Tag Ausschau nach Essen und Sex zu halten. Das passiert selbstverständlich unterbewusst und ist keine Sucht. Wir haben den Wunsch zu überleben (Essen) und uns fortzupflanzen (Sex). In unserer ursprünglichen Umwelt hat das, ohne viele Störungen, gut funktioniert. Zur Sucht wird es nur, wenn Störfaktoren das Spielfeld betreten.

 

Die neuen Störfaktoren: Medien, ungesundes Essen und Alkohol

Unsere Vorfahren waren übernormalen Stimuli, wie verarbeitetes Essen, Alkohol und freizügigen Medien nicht ausgesetzt. Sie haben ihre Glücksgefühle (u. a. Dopamin und Endorphin) von natürlichen Lebensmitteln und ganz gewöhnlichem Sex bekommen. Die Störfaktoren schütten unnormal viel Glücksgefühl aus, was schnell zur Sucht führen kann. Das Problem hierbei jedoch ist, dass es zu einer Toleranzschwelle kommt. Ungesundes Essen, Alkohol und ein vermeintliches Überangebot an attraktiven Menschen ist normal geworden. Es ist gesellschaftlich akzeptiert.

 

Sex an jeder Ecke

Ein männlicher Vorfahre war höchstens einem Dutzend attraktiver Frauen ausgesetzt. Heute ist man innerhalb eines Klicks Tausenden von attraktiven Menschen ausgesetzt, vor allem Frauen. Das gibt uns das Gefühl eine große Auswahl zu haben. In einer durchgeführten Studie zeigte man Männern Bilder von sehr attraktiven Frauen. Anschließend sollten sie die Attraktivität der eigenen Frau bewerten. Diese wurden als weniger attraktiv empfunden und bewertet, nachdem man ihnen die Bilder zeigte als vor den Bildern.

So ähnlich ist es heutzutage mit dem Großteil unserer Nahrungsmittel und Alkohol.

 

Ungesundes Essen an jeder Ecke

Es ist heutzutage ein schwieriges Unterfangen sich gesund zu ernähren, in einer Gesellschaft, in der es zum guten Ton gehört Alkohol zu trinken und Freude mit sehr deftigem Essen zu zelebrieren. Wer sich für einen gesunden Lebensweg entscheidet, wird viel Gegenwind bekommen. Vor allem von liebenden Menschen. Warum das ist so, erfährst du im Artikel: Warum ist gesund essen so schwer und was kann man dagegen tun?

 

Was sind süchtig machende Lebensmittel?

Alles, was stark verarbeitet und raffiniert ist. Dazu zählen alle Mehlprodukte, auch Vollkornmehl. Zucker, Öl und Alkohol.

Nicht verarbeitet und am besten für den Menschen sind Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Das waren die Hauptnahrungsquellen unserer Vorfahren, mit einem kleinen Anteil mageres Wild.

 

Was deine Persönlichkeit mit einem gesunden Lebensweg zu tun hat

Wenn man nach dem Persönlichkeitsmodell Big Five, keine ausgeprägte Gewissenhaftigkeit (beschreibt Grad an Selbstkontrolle, Genauigkeit und Zielstrebigkeit) aufweist, ist es sehr schwer sich in unserer modernen Umwelt eine gesunde Ernährung zu verfolgen, kein Alkohol zu trinken und nicht in die Tinder-Torte zu fallen. Wir sind jedoch verschieden und das ist auch gut so. Jedoch fällt es einem mit einer anderen Persönlichkeit sehr schwer, sich in unserer Umwelt, gesund zu ernähren.

Unsere Persönlichkeit ist genetisch bestimmt und diese bestimmt, wie wir gegenüber externen Stimuli (Essen, Sex und Alkohol) reagieren. Es ist nicht unsere Umwelt, die unseren Charakter formt. Hinzu kommt, dass das Nervensystem einiger Menschen, genetisch bedingt, deutlich sensibler auf suchtmachende Lebensmittel reagiert.

 

Man muss härter an der Umwelt arbeiten als an sich selbst

Konträr zum jetzigen Zeitgeist, heißt es im Falle ungesunden Lebensmittel härter an seiner Umwelt zu arbeiten als an sich selbst. Unser Gehirn macht ständig eine Kosten-Nutzen-Analyse. Wenn man gegenüber einem Spirituosen-Laden wohnt und anfällig für Alkohol ist, sollte man nicht versuchen Alkohol in Maßen zu konsumieren, sondern umziehen!

Wenn man sich gesund ernähren möchte oder abnehmen, dann sollten KEINE der o. g. verarbeiteten Lebensmittel im Haus sein. Die Frage ist nämlich nicht, ob du die Sachen isst, die du im Haus hast, sondern wann. Keine Disziplin dieser Welt wird dich davon abhalten können.

Wir versuchen ein Problem zu lösen (Alkohol und Junkfood) zu mäßigen oder lassen uns deswegen sogar therapieren, für etwas, wofür unser Ur-Gehirn nie geschaffen wurde. Kennst du jemanden, der sich tagelang zu Hause einsperrt und Kiloweise Gemüse in sich reinstopft? Es ist immer verarbeitetes Essen. Warum etwas zu Hause haben, was dich triggert? Du machst es dir damit nur schwerer als es schon ist. Wir versuchen etwas zu heilen, das nicht „kaputt“ bzw. krank ist. Menschen leiden umsonst, weil sie denken mit ihnen stimme etwas nicht, weil sie dem ungesunden Essen nicht widerstehen können oder dem Alkohol. Es ist ein Dilemma.

 

Das Maß halten

Man kann in vielen Bereichen des Lebens Maß halten, aber man kann keine nachweislich suchtmachenden Stimulanzien mäßigen. Das kann kein Lebewesen auf der Welt, selbst Tiere können das nicht und Haustiere sind deswegen die einzigen übergewichtigen Tiere. Wir sind die einzige Spezies, die suchtmachende Lebensmittel erfunden hat und somit auch die einzige, die diese aus dem direkten Umfeld entfernen kann. Das ist die einzige nachhaltige und dauerhafte Lösung, wenn man süchtig nach Alkohol ist und sich gesund ernähren möchte. Niemand ist immun dagegen. Selbst wenn du schlank bist und nur ab und zu Alkohol trinkst. Wenn du es nämlich wärst, bräuchtest du die Sachen nicht nur ab und zu.

Mit dir ist somit nichts falsch und die Mehrheit von uns wird immer ein Problem mit Alkohol und ungesundem Essen haben. Aber nur solange du dein Umfeld davon nicht befreist.

Du solltest für dich dein „Was-ist-Normal-Parameter“ neu justieren. Deine Mitmenschen werden es nicht tun. Ganz im Gegenteil. Schau dich um. Der Supermarkt ist zu 90 % mit ungesundem gefüllt. Es ist normal ungesund zu essen und Alkohol zu trinken. Es ist ganz natürlich, dass wir etwas normalisiert haben, weil wir uns daran gewöhnt haben. Wir legitimeren eine latente Sucht. Das ist kein persönlicher Vorwurf, da der Großteil der Menschen in dieser Lustfalle sitzt ohne es zu wissen.

Weil wir soziale Geschöpfe sind, ist uns die Meinung anderer sehr wichtig. Es fühlt sich unangenehm an, wenn man belächelt oder sogar ausgegrenzt wird, wenn man sich für einen gesunden Weg, ohne Alkohol und verarbeitete Lebensmittel, entscheidet. Es gibt jedoch liebevolle Wege, wie du in diesem Fall mit deinen Mitmenschen umgehen kannst.

Fazit zum Thema Sucht: Korrigiere deine Umwelt und nicht dich selbst. Diese kannst du kontrollieren, aber nicht wer du bist, sprich deine DNA.

 

Empfohlene Literatur:

Die Lustfalle: Warum Gesundsein so schwerfällt und was Sie dafür tun können*

 

 

Photo by Miguel Andrade on Unsplash

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