Es gibt einen bestimmten Mechanismus, der unserer Motivation beim Abnehmen hindert. Wie dieser in unserem Verstand funktioniert, erkläre ich dir in diesem Artikel nach dem Prinzip der „Ego Trap“ (dt. Ego-Falle) des Psychologen Dr. Doug Lisle.

Wenn wir etwas herausforderndes im Leben vorhaben, kommt uns unser Ego in die Quere. Jede Version der Ego-Falle ist eine Situation, wo die Erwartungen, die andere gegenüber uns haben, höher sind als die man eigentlich für sich selbst hat.

Ein klassisches Beispiel dafür ist, wenn man seinen Mitmenschen kommuniziert, dass man eine Ernährungsumstellung macht, um abzunehmen. Jetzt hat jeder die Erwartung, dass du es schaffst, denn hey, es kann doch nicht so schwer sein abzunehmen. Doch leider weiß die Mehrheit der Menschen nicht, egal wie schlank sie sind, dass wir alle in einer Lustfalle sitzen.

Das moderne Essen, was wir essen, ist zu kaloriendicht für uns und unmöglich zu mäßigen. Auch, wenn die Mehrheit denkt dies zu tun. Ein Großteil der – von Natur aus schlanken – Menschen sind dies nicht, weil sie diszipliniert sind, sondern weil sie die entsprechende Genetik haben und ein Sättigungsgefühl, was früher schaltet. Und dennoch können auch sie dem Großteil westlicher Nahrung nicht widerstehen.

Sättigung ist ein ganz natürlicher Mechanismus, wenn man diesen versucht zu kontrollieren, ist es so als ob man versucht das Atmen zu portionieren. Doch eine natürliche Sättigung zu erreichen funktioniert nur, wenn wir das essen, was für uns vorgesehen ist. Der größte Teil unserer modernen Nahrung ist dies nicht mehr. Doch das wissen die wenigsten und deswegen sitzen wir alle in der Lustfalle.

Da deine Mitmenschen nun von deinem neuen Vorhaben Bescheid wissen, stehst du wie in einer Arena, wo jeder deinen Fehltritt bemerkt.

Jetzt hast du allen erzählt, dass du abnehmen wirst und diese Situation kann mit einem möglichen Statusverlust einhergehen. Diese Menschen haben entweder eine hohe Meinung von dir und/oder denken es ist doch leicht zu schaffen, aber deine eigenen Erwartungen sind eher realistisch und darunter. Da der Mensch über Millionen von Jahren in kleinen Gruppen (20-200 Menschen) gelebt hat, ist es ihm äußerst wichtig, wie sein Umfeld über ihn denkt bzw. welche Wertschätzungssignale er von diesem erhält. Wenn du es nicht schaffst, fühlst du dich sehr schlecht, weil es mit einem Statusverlust einhergeht.

Wenn man nicht sein Bestes gibt, kann man auch nicht kritisiert werden. Deswegen nehmen viele nicht ab bzw. versuchen sich gesund zu ernähren. Sie haben das Ziel zu hoch gesetzt und ziehen es somit nicht durch. Sie sitzen in der Ego-Falle.

Vorhaben im Leben sind zum Scheitern verurteilt, wenn wir das Ziel zu hoch ansetzen, wie z.B.: „Ich esse nie wieder Junk Food.“

 

Wie funktioniert Motivation beim Abnehmen?

Es funktioniert durch eine Kosten-Nutzen-Analyse in unserem Verstand. Dieser ist von Natur aus so designt, etwas Herausforderndes erst nicht zu versuchen. Denn wenn man etwas nicht versucht, hat man auch nichts zu verlieren.

Die Ego-Falle greift übrigens nicht nur beim Abnehmen, sondern in allen Lebensbereichen.

Eltern katapultieren unbewusst und gut gemeint ihre Kinder häufig in eine Ego-Falle, z. B. wenn sie den Sprössling überschütten mit Komplimenten, wie toll er doch sei und der nächste Beethoven wird oder der nächste Einstein. Und um eins draufzusetzen haben die Eltern noch allen Bekannten erzählt, wie schlau ihr Sprössling doch sei. Das ist ein klassischer Fall für die Ego-Falle. Die Erwartungen an das Kind sind unrealistisch hoch und das weiß es. Es weiß ganz genau, dass es nicht der nächste Mozart ist und die eigene Fähigkeit deutlich drunter liegt. Die Folge: das Kind lernt das Musikinstrument nur halbherzig oder für eine anstehende Prüfung etc., weil es spürt den Anforderungen nicht gerecht zu werden.

Eltern und Freunde meinen es gut, wenn sie einen hoch in den Himmel loben, aber leider ist es oft die falsche Taktik, um uns zu motivieren etwas Herausforderndes oder Schwieriges zu starten. Die Folge: man startet mehrere Male, um dann wieder aufzuhören, weil man den Erwartungen niemals gerecht wird.

Das ist eine klassische Prokrastination. Jemand – tot oder lebendig – gab uns das Signal XY zu schaffen, aber wir haben nur 80 % davon geschafft, weil bei 80 % die Grenze unserer persönlichen Fähigkeiten liegt. Deine Intuition sagt dir, dass du es nur unter die Erwartung der anderen schaffst. Das stellt uns in eine Motivationsfalle. Weil deine Möglichkeit unter der Erwartung ist. Du verlierst dadurch Status und das tut weh!

 

Status und Wertschätzung – ein anderes Wort für Ego

Wir nennen diesen Vorgang umgangssprachlich „Ego“. „Das war gut für mein Ego“ oder „das war nicht gut für mein Ego.“ Ego ist das Wort, was wir nutzen, wenn wir Wertschätzungs- bzw. Status-Feedback von anderen erhalten. Ego ist nur ein anderes Wort dafür.

Aus diesem Grund sagt unser Instinkt, dass das Richtige, wie z. B. das Vorhaben Abnehmen erst nicht anzutreten, wenn externe Erwartungen höher sind als wir tatsächlich erfüllen können.

Beispiele, wenn wir das Wort Ego benutzen, aber Status/Wertschätzung gemeint ist:

Du hast dich für fünf Jobs beworben und nur Absagen erhalten. Du erzählst es deinen Freunden und sagst: „Das hat ganz schön an meinem Ego gekratzt.“

Der Schulschwarm, alle Mädels stehen auf ihn, flirtet mit Susi und sie erzählt es ihren Freundinnen: „Boah, das hat meinem Ego gutgetan.“

Die herkömmlichen und gängigen Empfehlungen sind unrealistisch, wenn es um das Thema Abnehmen geht. Es gibt hierbei noch etwas Wichtiges zu beachten. Alkohol, Zigaretten und unser modernes Essen sind so stimulierend, dass es seeeehr schwer ist davon loszukommen. Man sitzt bei diesen Themen somit nicht nur in der Ego-Falle, sondern wie schon erwähnt auch in der Lustfalle. Abnehmen an sich ist schon ein schweres Unterfangen und mit der zusätzlichen Lustfalle wird noch eins oben draufgesetzt.

Wenn wir etwas höheres Anstreben, ist es, weil wir Wertschätzungssignale von anderen möchten. Das ist ein unterbewusster Prozess, der dir bei dem Wunsch, z. B. abzunehmen nicht bewusst ist.

 

 

Eine hilfreichere Strategie für deine Motivation beim Abnehmen

Statt die 100 Prozent anzustreben, ist es hilfreicher 80 % anzugehen. Zum Beispiel, wenn du dir vornimmst Sport zu machen, statt jeden Tag 60 Minuten, strebe jeden Tag 10 Minuten an. Schaffe dir täglich Mikroziele. Ein hilfreiches Konzept hierzu von Dr. Lisle sind die „Starch-Targets“ (dt. Stärke-Ziele). Du versuchst jeden Tag 80 % dieser kleinen Ziele abzuhaken.

Beispiel:

Tagesziele Erledigt
Stärke*
Stärke
Stärke
Obst
Salat
Sport (10 Minuten)

*Mit Stärke ist z. B. Vollkornreis, gekochte Haferflocken, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Hirse, Quinoa und dergleichen gemeint.

Eine genaue Anleitung, wie du dich gesund ernähren kannst und dabei abnehmen, erhältst du in meinem kostenlosen Abnehm-Guide, sobald du dich in meinen Newsletter eingetragen hast.

 

Den Ball flach halten beim Abnehmen

Wenn wir glauben mehr Status oder Wertschätzung von anderen zu erlangen, durch den Versuch etwas zu starten und selbst, wenn wir es nicht schaffen, haben wir das Gefühl dabei nicht viel zu verlieren. Genau in dieser Situation sind wir sehr aufgeregt über die Aussicht.

Die beste Vorgehensweise in dieser Situation ist deinem Umfeld nicht zu erzählen, dass du abnehmen möchtest. Wenn sie dich fragen, weil ihnen beispielsweise deine neue Ernährungsweise auffällt, dann sagst du, dass du da was Neues probierst und mal schaust, wie es klappt. Dadurch setzt du die Messlatte nicht hoch, dein Umfeld hat auch keine Erwartungen an dich, weil du damit von vorneherein signalisierst, dass du es möglicherweise nicht schaffst. Für deine Motivation jedoch ist das ein Boost, denn was hast du schon zu verlieren?

 

Das interne Publikum, ein Antreiber für die Motivation beim Abnehmen

Jeder von uns hat eine Art internes Publikum. Die innere Stimme kennst du, wenn du z. B. für eine Prüfung lernen musst und statt den vier Stunden nur zwei gelernt hast, schaltet sich diese innere Stimme an und du weißt ganz genau, dass du nur eine lausige Performance abgelegt hast. Oder dieses super Gefühl, wenn du Sport gemacht hast und die innere Stimme dir sagt: „Gut gemacht!“.

Diese innere Stimme ist ein fairer Mechanismus. Es spiegelt dir genau das wider, was du machst. Wenn du einen super Job gemacht hast, bei was auch immer, dann bekommst du positives Feedback von deinem internen Publikum und bei einem schlechten Job, entsprechend schlechtes. Diese Trophäen deines internen Publikums gibt es nicht für lau. Sprich, wie es bei vielen Motivationscoachings und Seminaren à la Tonny Robbins einem häufig vorgegaukelt wird. Du kannst dein internes Publikum nicht hereinlegen. Dieser Mechanismus ist dynamisch und beim Großteil der heutigen Psychologie nicht berücksichtigt.

Weitere Beispiele des internen Publikums

Kennst du dieses Gefühl, wenn du z. B. was machst, tanzen oder sogar eine gute Tat und dir dabei vorstellst, wie du positives Feedback von ganz bestimmten Personen bekommst? Man erwischt sich dabei und ist manchmal sogar peinlich berührt, dass man solche Motive hat, aber genau das ist die innere Stimme. Sie lechzt nach Wertschätzung ;-). (Im wahren Leben wird sicherlich keine Sau applaudieren, geschweige denn zuschauen wollen, wenn ich meinen pickeligen Hintern über die Fläche schwinge). Ob es real ist oder nicht, interessiert deine innere Stimme nicht.

Weil wir soziale Bärchen sind, wünschen wir uns positives Feedback von unseren Mitmenschen. Das macht uns glücklich.

Ein anderes Beispiel ist das Gefühl, wenn die Wohnung unordentlich ist und du dich super danach fühlst, wenn du aufgeräumt hast und das, obwohl du keinen Besuch die kommenden Tage erwartest? Das ist die innere Stimme, die dir positives Feedback bezüglich deines Aufräumens sendet. Sie hat sich vorgestellt, wie es wäre, wenn andere deine Drecksbude sehen und dich motiviert aufzuräumen. Das passiert natürlich alles unterbewusst.

Selbst wenn du nach einer Woche keine 10 Kilo abgenommen, aber 80 % deiner Ziele geschafft hast, wird dein internes Publikum dir positives Feedback signalisieren. Das fühlt sich großartig an und das ist der Schlüssel dazu, was dich motiviert dranzubleiben.

Anstatt sich somit auf das Feedback von anderen zu verlassen und sich davon motivieren zu lassen, sei sensibilisierter für das Feedback deines internen Publikums. Schifte den Fokus von wie viel Wertschätzung du bezüglich deines Ziels von außen bekommst, vielmehr hin zu wie viel Wertschätzung du von deinem inneren Publikum bekommst.

Anmerkung am Rande: Die wenigsten wissen, dass man nur um die 50 Gramm Fett pro Tag abnehmen kann. Alles andere ist nur Wasser oder Gangstuhl. Abnehmen ist ein Marathon und kein Sprint!

Weißt du, was in Bezug auf eine gesunde Ernährung sogar hilfreich sein kann? Du planst das Scheitern ein. Das wird für jeden etwas anderes sein, weil jeder eine andere Ausgangsbasis hat. Wichtig hierbei ist jedoch auch das Ziel nicht zu niedrig anzusetzen, sonst erreichst du deinen maximalen Erfolg nicht.

Ein Rückfall ist Teil des Prozesses. Sei es beim Verzicht von ungesunden Essen, Zigaretten oder Alkohol.

Wie einst der erfolgreichsten Basketball-Trainer John Wooden sagte: „Fokussiere dich auf den Prozess und nicht auf das Ergebnis. Wir kümmern uns nicht ums Gewinnen, denn Erfolg entsteht durch das Wissen, dass man das Beste getan hat.“

Oder wie Daniel Coyle sagt: „Wer neues lernen will, muss es lieben Fehler zu machen.“

 

Literatur zu Thema Motivation:

Mindset – Updated Edition: Changing The Way You think To Fulfil Your Potential* oder kostenlos als Hörbuch auf YouTube

Literatur zum Thema Abnehmen:

Das Erfolgsrezept für ultimatives Abnehmen: Der revolutionäre Ansatz gegen Heißhunger und emotionales Essen*

Die High-Carb-Diät: Abnehmen Mit Den Richtigen Kohlenhydraten*

 

Quellen:

Dr. Doug Lisle on the Ego Trap: https://www.youtube.com/watch?v=gCVGtK85WBw

Beat Your Genes Podcast – Episode 161: Explaining the Ego Trap 1 of 2

 

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